Versteinerte Hölzer, Äste und Zweige

 

 

In jüngster Zeit werden immer häufiger Funde von Pflanzenresten aus längst vergangenen geologischen Perioden gemacht. Es wird sehr oft über Reste von fossilen Hölzern verschiedener Erhaltungs-zustände, Formen und Größen berichtet. Die heutige Wissenschaft kann von diesen versteinerten Pflanzenorganen weitgehende Erkenntnisse ableiten. Von ihrer Abstammung können wir uns nur mit genaueren Untersuchungen überzeugen.

 

 

 

Versteinerte Hölzer aus der Aachener Oberkreide

 

 

 

 

Vieles auch hier noch Unbestimmt

 

 

Verkieselte Hölzer aus dem Verbreitungsgebiet der Aachen Formation wurden in verschiedenen Größen gefunden, viele als Bruchstück aber auch ganze Baummstämme kommen hier vor. Die Hölzer sind dunkelbraun, hellbraun, beige sowie in allen Grautönen gefärbt. Einen Anschliff herzustellen, lohnt sich nur an Stücken, bei denen schon mit bloßem Auge Zellstrukturen erkennbar sind. Bereits beim aufmerksamen Begutachten unter einer Lupe ist eine Unterscheidung zwischen Nadel- (Gymnospermae) oder Laubhölzern (Angiospermae) möglich. Will man verkieselte Hölzer taxonomisch erfassen, müssen von dem Stück drei Dünnschliffe angefertigt werden, Quer- oder Hirnschnitt, Radial- oder Spiegelschnitt und Tangential- oder Fladerschnitt. Nach diesem Verfahren wurden 67 Hölzer aus den Aachener Schichten von Prof. H. GOTTWALD untersucht in der Publikation - Pflanzen aus der Aachener Kreide , Teil 1. GOTTWALD 2000, (documenta naturae Nr. 131) beschrieben.

 

 

Eines der untersuchten Hölzer war eine neue Art der Gattung Nyssaceae (Tupelobaum). Sie wurde von GOTTWALD Nyssoxylon knollii n. sp. genannt. Dies stellt für mich einen Lohn und Dank für jahrzehntelanges Sammeln und Dokumentieren dar.

 

 

 

Verkieseltes Laubholz, Nyssoxylon knollii (Scheibe 1,5 cm Durchmesser).

 

 

 

Der Nyssa-Baum rezent (Tupelobaum)

 

Steckbrief:

 

Wissenschaftlicher Name :    Nyssa sylvatica MARSH., 1785

Familie                             :     Nyssaceae, Tupelobaum

Ordnung                          :     Cornales, Hartriegelartig

 

 

Der Tupelobaum kann bis zu 25 m hoch werden, besitzt einfache, ganzrandige Blätter, die sich im Herbst prachtvoll rot bis blaurot färben. Im Herbst (September bis Oktober) reifen blauschwarze, etwa 13 mm große, einsamige Steinfrüchte heran. Diese Bäume wachsen langsam und sind langlebig.

Nyssa sylvatica MARSH., beblätterter Zweig in Herbstfärbung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dünnschliffe befinden sich im Naturkundemuseum Augsburg, Inv. Nr. NMA 99-156/1628.

 

 

 

 

Nadelholz, Taxodioxylon albertense (PENHALLOW) SCHIMAKURA, Stammquerschnitt 19 x 35 cm, 3 cm dick, mit Fraßgängen der Teredo-Bohrmuschel.

Dünnschliffe befinden sich im Naturkundemuseum Augsburg, Inv. Nr. NMA 99-103/1488.

 

 

 

 

 

 

Taxodioxylon albertense (PENHALLOW) SCHIMAKURA, Stammquerschnitt 15 x 35 cm, 2,5 cm dick.

 

 

 

 

 

Koniferenholz mit großem Markkern und gut erhaltenem Markgewebe, Ast 8 cm lang, größter Querschnitt der Scheibe 9 cm.

 

 

 

 

 

Dadoxylon cf. subhercynicum SCHULZE-MOTEL, Astquerschnitt 8 cm, 1 cm dick, an einigen Stellen ist die Rinde erhalten.

 

 

 

 

 

Unbestimmtes Laubholz mit Fraßgängen der Teredo-Bohrmuschel, Querschnitt 5 x 11 cm.

 

 

 

 

 

Unbestimmtes Nadelholz (Eisenholz) mit Fraßgängen der Teredo-Bohrmuschel, Querschnitt 5 x 11 cm.

 

 

 

 

 

Unbestimmtes Nadelholz, Stammquerschnitt 17 x 30 cm, 2,5 cm dick.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unbestimmtes Nadelholz (Durchmesser 18 cm) mit Fraßgängen der Teredo-Bohrmuschel die mit blauem Chalcedon gefüllt sind. Mitten in der Scheibe sind Spuren von Insekteneiern oder Insektenkot zu erkennen.

 

 

 

 

 

Angiospermen-Holz (Laubholz) Hortonioxylon henericiungeri n. g., n. sp. GOTTWALD 2000, Scheibe oval 5 x 8 cm. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verkieselter Gymnospermenast (Nadelholz), 7 cm Durchmesser und 11 cm lang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GOTTWALD 2000, Pflanzen aus der Aachener Kreide - Teil I, Dokumenta naturae Nr. 131; München.

 

 

Tabelle der Untersuchten Hölzer

 

 

 

GYMNOSPERMAE                                               Anzahl der Stücke 

CYCADACEAE

Cycadionoxylon gaiplii n.g. n. sp.                                          1

 

ARAUCARIACEAE

Dadoxylon cf. subhercynicum SCHULTZE-MOTEL                  3

 

 

PINACEAE

Pinuxylon simonsii n. sp.                                                     1

 

 

TAXODIACEAE

Taxodioxylon albertense SCHIMAKURA                                39

Taxodioxylon sp.                                                                11

 

 

 

 

ANGIOSPERMAE   :    DICOTYLEDONES

 

CORNACEAE

Cornoxylon maderitschii n. sp.                                              2

Cornoxylon sp.                                                                     1

 

 

ICACINACEAE

Icacinoxylon cantleyoides n. sp.                                            2

 

 

MASTIXIACEAE

Mastixioxylon microporosum GOTTWALD                             1

 

 

MONIMIACEAE

Hortonioxylon henericiungeri n. g., n. sp.                             2 

 

 

PLATANACEAE

Platanoxylon sp.                                                                  1      

                                                

 

NYSSACEAE

Nyssoxylon knollii n. sp.                                                       2

 

 

INCERTAE SEDIS

"Dicotyledoxylon 100"                                                          1

 

 

Gesamt                                                                            67

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier noch einige unbestimmte Holzarten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wäldbrände gab es auch schon vor 85 Millionen Jahren zur Zeit der Aachener Oberkreide-Santon.

 

Fotos unten: Spuren von Feuer, Bruchstücke verkohlter Nadelhölzer mit blockartigen Schrumpfungsstrukturen. Die Stücke sind 10 x 12 cm groß.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verkieseltes Holz (Laubholz) Platanoxylon sp. GOTTWALD 2000, 7 cm lang und der Durchmesser ist 3 cm. Dünnschliffe befinden sich im Naturkundemuseum Augsburg, Inv. Nr. NMA 99-101/1488.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unbestimmter kleiner Ast (Laubholz) mit gut erhaltener Rinde (Borke), 8 cm lang und 2 cm Durchmesser. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Aufbau ein eigenartig versteinertes Holz (Cycadeen-ähnliches Aussehen). Stück oval 5 x 9 cm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Palmfarne - Cycadeen

Eine Entwicklungsgeschichtlich alte Pflanzengruppe

 

 

Die Palmfarne sind ein Relikt der erdgeschichtlichen Vergangenheit. Im Erdmittelalter (Trias, Jura und in der Kreidezeit) waren Palmfarne auf der ganzen Erde Verbreitet.

 

 

Cycadophyten = Palmfarne, Klasse der nacktsamigen Pflanzen, die wahrscheinlich bereits im Paläozoikum vorhanden waren. Wichtigste rezente Gattungen: Cycas (Ostasien), Cretazamia und Dion (Mexiko), Encepharlatos (Afrika), Zamia (tropisches Amerika), Microcycas (Kuba) und Macrozamia (Australien).

 

 

 

 

 

Bruchstück einer verkieselten Cycadaceae sp., 28 cm breit und 25 cm hoch, an der die Blattbasen gut zu erkennen sind. Die Blattbasen sind teilweise mit blauem Chalcedon überzogen.

 

 

Bruchstück einer verkieselten Cycadaceae sp., 13 cm lang, mit deutlichen Blattbasen.

Bruchstück einer verkieselten Cycadaceae sp., 22 cm lang, mit deutlichen Blattbasen.

 

 

Rezenter alter Stamm einer Cycas armstrongii (Palmfarn) mit schönen Blattbasen (Foto "Botanischer Garten Bonn").

 

 

 

 

 

 

 

Cycadaceae sp., 10 cm Durchmesser.

 

 

 

 

 

Verkieselte Cycadaceae sp., 9 cm hoch und 15 cm breit. Vordere und hintere Seite mit Vergrößerungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kleinere Bruchstücke verkieselter Cycadaceae sp., vielleicht verschiedene Arten, größter abgebildeter Durchmesser 12 cm.

 

 

 

Zum Vergleich eine rezente Pflanze, Encephalartos tripinosus (Foto "Botanischer Garten Bonn").

 

 

Palmfarn Encephalartos longifolius, alter Stamm (Foto " Botanischer Garten Bonn").

 

 

 

 

 

 

Verkieselte Cycadaceae sp. (Bruchstück), 22 x 25 cm groß. Schnitt durch die Blattbasen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Cycadaceae sp., verkieselt 4 cm Durchmesser.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Stück Holz, ein gut erhaltener beblätterter Ast, ein besonders seltener Fund

 

 

Seltene oder besondere Stücke entdecken Sammler nicht jeden Tag. Ich hatte dieses Glück an einem naßkalten Regentag im Herbst, im September 1997. Es ist schon viele Jahre her, aber noch lange nicht vergessen. Freigespült und saubergewaschen fand ich diesen beblätterten Ast an einem Wasserlauf an einer Stelle die ich einige Male gut Abgesucht hatte. Ich ordnete den Ast zu den Araucarien ein. Der verkieselte Ast ist 21,5 cm lang und im unteren Teil 9 cm breit.

 

 

 

 

 

 

 

Eine Untersuchung durch KUNZMANN (2007) ergab neue Erkenntnisse. Er stellt den beblätterten Ast, die araucaroide Morphospecies Pagiophyllum cf. brachyphyllum (BAYER) KUNZMANN comb. nov. zu. Ausführlich wird in der Publikation KUNZMANN L. (2007): Neue Untersuchungen zu Araucaria JUSSIEU aus der europäischen Kreide darüber berichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Äste und Zweige

 

 

 

Verschiedene Arten in guter Qualität

 

 

Im Laufe der Zeit ist einiges Material an Pflanzenfossilien zusammen getragen worden. Viele verkieselte oder limonitisierte Äste und Zweige wurden präperiert und in die Sammlung einsortiert. Kurze, dünne Zweigteile und dickere Äste mit verschiedenen Nadelformen sind in guter Qualität vorhanden. Eine mikrpaläobotanische Untersuchung zum Studium anatomischer Merkmalskomplexe wären notwendig, um eine genauere Bestimmung vorzunehmen. Die folgenden Abbildungen verdeutlichen, dass die Gymnospermen in der Oberkreide stark vertreten waren. Gattungen wie Araucaria, Cunninghamites, Sequoia und Pinus sind in den Aachener Schichten belegt. Bestimmungen wurden in älterer Literatur schon vorgenommen. Eine neuere Untersuchung ist hier unbedingt notwendig.

Verkieselter Ast cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) mit Nadelpolster. Länge 7 cm, Breite 3,5 cm.

 

 

 

 

Zweig mit sehr langen Nadeln in Sandstein, sehr wahrscheinlich eine Neue Art Cunninghamites (Pos./Neg.), Länge des Astes 9 cm, längste Nadel 3,5 cm.

 

 

 

 

 

 

Unbestimmter verzweigter Ast, 7 cm lang und 6 cm breit.

 

 

 

 

Unbestimmter verkieselter Ast in Sandstein, 6 cm lang und 1,3 cm breit, mit gut erhaltenden schuppenförmigen Nadeln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sandsteinplatte 17 x 20 cm groß. Unbestimmte verzweigte Äste, teilweise verkieselt, teils limonitisiert.

 

 

 

 

 

 

Verkieselter verzweigter Ast cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) in Sandstein, 10 cm lang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verkieseltes Ästchen mit Blattbasen, eines unbestimmten Gehölzes, 14 cm hoch. 

 

 

 

 

 

 

Verkieselter Ast cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) in Sandstein, Ast 13 cm lang.

 

 

 

 

 

 

 

Verzweigter unbestimmter, verkieselter Ast in Sandstein, 8 cm lang.

 

 

Astabdruck cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) in Limonitverkrustung, 10 cm lang.

 

 

 

 

Unbestimmtes Ästchen in Sandstein, 8 cm lang.

 

 

 

 

 

Ast (Nadelholz) in Sandstein, 12 cm lang.

 

 

 

 

 

Astabdruck in Sandstein cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) 12 cm lang.

 

 

 

 

Verkieselter Ast in Sandstein, cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871) 11 cm lang.

 

 

 

 

 

Junger Zweig von cf. Cunninghamites squamosus (HEER 1871), in Sandstein mit schönen Nadelspitzen die 1,8 cm lang sind.

 

 

 

 

 

 

Sandsteinknolle 5 cm Durchmesser, mit Astquerschnitt einer Gymnospermen Pflanze. Länge der breiten Nadeln 3 cm.

 

 

 

Verkieselter Ast mit deutlichen Blattbasen, 8 cm lang.

 

 

 

 

 

 

 

Verkieselter Ast (8 cm lang) in Sandstein mit teilweiser Rindenerhaltung.

 

 

 

 

 

Verkieselter verzweigter Ast in Sandstein, 13 cm lang, mit Fraßspuren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sandsteinplatte mit verkieselten Ästen

 

 

 

 

 

Große Sandsteinplatte 25 x 35 cm, mit verkieselten Ästen.

 

 

 

 

 

 

Ausschnittvergrößerungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lebensspuren an versteinerten Hölzern aus der Aachener Oberkreide

 

 

 

Tierische Holzzerstörer sind in der freien Natur in vielfaltiger Weise allein oder im Verbund mit anderen Organismen aktiv. Neben den im Meer lebenden holzzerstörenden Tieren (die zu den Muscheln und Krebstieren gehörenden "marinen Holzzerstörer") sind vor allem unter den Insekten die Haupttäter zufinden. Hier wiederum verschiedene Käferfamilien, aber auch Hauptflügler, Schmetterlinge und vor allem die zahlreichen in tropischen und subtropischen Regionen verbreiteten Termitenarten.

 

 

Nicht nur die Teredo - Bohrmuschel

 

 

 

Auf fossile Holzreste mit Fraßgängen aus der Aachener Oberkreide wurde in verschiedener Literatur hingewiesen. Die Autoren verwiesen immer auf den Befall der Hölzer durch die Schiffsbohrmuschel oder Teredo-Bohrmuschel (z.B. SELMEIER 1996). Äste und große Stämme sind von verschieden großen Fraßgängen durchlöschert. An einigen besonders guten Stücken sind die Fraßgänge mit blauen Chalcedonen wieder gefüllt. Die Bohrlöcher erreichen einen von außen nach innen zunehmenden Durchmesser. Bei genaueren Untersuchungen der Bohrlöcher unter dem Mikroskop sieht man, wenn auch ganz selten, die Reibschalen der Bohrmuschel als Abdruck erhalten. Die Teredo-Bohrmuschel gehört zu der Familie der Teredinidae und erreicht eine Länge von 10 bis 45 cm. Noch heute richten Teredo-Bohrmuscheln an Holzteilen von Schiffen und in Hafenanlagen erhebliche Schäden an.

 

 

 

 

 

 

Vor einiger Zeit besuchte ich das Natuurhistorisch Museum Maastricht (NL), dort erzählte mir Dr. John W. M. Jagt, dass nicht alle verkieselten Hölzer nur von der Teredo-Bohrmuschel befallen sind und dies nicht richtig ist. Bohrmuschelarten aus der Subfamilie Pholadinae und Martesiinae sind auch in den verkieselten Hölzern der Aachener Oberkreide erkannt worden. Festgestellt wurden auch Fraßgänge von Insekten, Insektenkot und Gelege von Insekteneiern. Dies alles muß noch genauestens Untersucht werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teredo-Bohrmuschelfraßgänge ausgefüllt mit blauem Chalcedon

 

 

 

 

 

 

Limonitisierte Frassgänge der Teredo-Bohrmuschel.

 

 

 

 

 

Die Teredo - Bohrmuschel sp.

 

 

 

Schema des Körperbaus einer Teredinidae  -  Zeichnung DOSSOW, K. (Nach R.D. TURNER; HEINZE 1983).