Zapfen, Blätter, Früchte und Samen
Aus der Aachener Oberkreide (Santon) berichtete ich bereits von einigen Zapfenarten Araucaria (KNOLL 2002), Geinitzia (KNOLL 2004), und Sequoia (KNOLL 2005). Diese Zapfen sind aus den Sandgruben in Hauset und Kelmis (La Calamine), Belgien, welche ich im Laufe vieler Jahre gesammelt habe. Von diesen Zapfen sind viele Bruchstücke, aber auch einige vollständige in meiner Sammlung. Einige sind verkieselt, andere wiederum in Limonit verkrustet. Verschiedene Zapfen sind aufgebrochen und die Zapfenspindel (Zapfenachse), Sammenkammern und Samen sind bestens erhalten.
Weiblicher Samenzapfen - Araucaria
Morphospecies Araucaria fricii VELENOVSKY in BAYER 1893. Der Zapfen hat einen Durchmesser von 6 cm. Beschrieben KUNZMANN L., 2007.
Ausschnittvergrößerung Araucaria fricii VELENOVSKY in BAYER mit freiliegenden Samen.
Araucaria araucana (MOLINA) KOCH. K.
Rezenter Baum mit Zapfen, ca 35 Jahre alt. Chilenische Tanne oder auch Schlangenbaum genannt.
Rezenter Zapfen Araucaria araucana (MOLINA) KOCH. K.,
Durchmesser 15 cm.
Araucaria sp. - Zapfenschuppe mit Samen (2 cm) auf Sandstein.
Der Mammutbaum, ein Sumpfzypressengewächs
Sequoia - Zapfen
Mammutbäume zählen zu den eindruckvollsten, ältesten und mächtigsten Bäume der Erde. Sie können bis zu hundert Meter hoch, zehn Meter im Durchmesser und mehr als 3.000 Jahre alt werden.
Rezenter und verkieselter Sequoia-Zapfen. Beide 5 cm groß.
Der volkstümliche Name Mammutbaum wird für einige botanische Gattungen verwendet, so dass eine genaue Unterscheidung notwendig ist, wenn man keine Verwirrung anrichten will. Botaniker haben die ursprüngliche Gattung Sequoia in zwei Gattungen aufgeteilt, in dem sie die Riesenmammutbäume als Sequoiadendron giganteum und die Küstenmammutbäume Sequoia sempervirens ausgegliedert haben. Daneben existiert die Gattung Metasequoia mit der einzigen heute lebenden Art Metasequoia glyptostroboides = chinesicher oder Urweltmammutbaum. Alle drei Gattungen gehören zur Familie "Taxodiaceae", den Sumpfzypressengewächsen. Diese Familie wird gerne als Sammelbecken für lebende Fossilien bezeichnet. Der Gattungsname Sequoia geht auf Sequo-yah, einem Cherokee-Indianerhäuptling (1770-1843) zurück, der die Schriftsprache seines Stammes entwickelt hatte. Ihm zu Ehren hatte ENDLICHER 1847 die neu begründete Gattung Sequoia benannt. Vorfahren des Mammutbaumes lassen sich zumindest bis zur Kreide , das heißt etwa 125 Millionen Jahre, zurückverfolgen. Noch im Tertiär waren Sequoia-Arten in den Wäldern fast aller Kontinente nachzuweisen. Die wahrscheinlichen Vorgänger aus der Kreidezeit werden hier abgebildet. Bei der Zuordnung des gezeigten fossilen Materials stehen zur Zeit zwei rezente Arten, Sequoia sempervirens (D. DON 1824) ENDLICHER 1847 und Sequoiadendron giganteum (LINDLEY 1853) BUCHHOLZ 1939, für Vergleichszwecke zur Verfügung.
Riesenmammutbaum Sequoiadendron giganteum (LINDLEY 1853) BUCHHOLZ 1939 mit Zapfen (Bild unten) im Redouten-Park, Bonn Bad Godesberg, Deutschland.
Verkieselter Sequoia-Zapfen, bester Erhaltung, Zapfengröße 5 cm, mit Astansatz. Zwischen den Zapfenschuppen hart verkrusteter Sand.
Zwei limonitisierte Sequoia-Zapfen.
Sequoia sp., Zapfen fast 6 cm groß. Teilweise verkieselt.
Unteres Foto, Vergrößerung der Zapfenachse.
Sequoia-Zapfen mit Astansatz in Sandstein, Zapfen 5,5 cm groß.
Wurzelstubben, Sequoia sp., ein Relikt aus der Braunkohlenzeit. Braunkohlen-Forstlehrgarten im Schloßpark Paffendorf bei Bergheim-Erft.
Kleiner verkieselter Zapfen in Sandstein 1,2 cm groß, Aussehen und Größe wie Sequoia abietina (BRONGNIART) KNOBLOCH.
Geinitzia - Eine ausgestorbene Koniferenart
Neue Untersuchungen an Geinitzia-Zapfen mit Samen in natürlicher Position (in situ) aus den Aachener Schichten von Belgien und Deutschland (Oberkreide, Santon) beschrieben KUNZMANN, KNOLL & GAIPL 2003. In dieser Arbeit werden erstmals Zapfen von Geinitzia formosa HEER beschrieben. Für die seit langem als Carpolithes abientinus bekannten Geinitzia-Zapfen wird eine neue Art, Geinitzia schlotheimii KUNZMANN, KNOLL & GAIPL, aufgestellt.
Geinitzia schlotheimii spec. nov. KUNZMANN, KNOLL & GAIPL.
Unterer länglicher, aufgebrochener, Zapfen (5 cm lang) mit Samen und Samenkammern.
Geinitzia formosa HEER, verkieselter Zapfen mit Samen. 8 cm lang und 2,5 cm breit.
Der etwas kleinere Zapfen
Die Zapfen von Geinitzia schlotheimii spec. nov. (KUNZMANN, KNOLL & GAIPL), benannt nach Baron Ernst von SCHLOTHEIM, dem ersten wissenschaftlichen Bearbeiter dieser Fossilienform, haben ein längliches, walzenförmiges und schmales Aussehen. Fünf- bis sechsseitig erscheinen die Zapfenschuppen. Die Zapfenspitze (Apex) ist gerundet. Die Basis ist spitz zulaufend. Geinitzia schlotheimii besitzt gegenüber Geinitzia formosa deutlich weniger Zapfenschuppen. Die Zapfenlänge (Geinitzia schlotheimii), gemessen an den Stücken aus meiner Sammlung, beträgt ca. 2 - 6 cm.
Der größere Zapfen
Geinitzia formosa HEER, bekannt auch aus der Oberkreide von Quedlinburg und Blankenburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland, ist mittlerweile mit drei Stücken aus der Aachener Oberkreide in meiner Sammlung. Geinitzia formosa ist der auffällig größere, walzenförmige Zapfen mit deutlich mehr Zapfenschuppen. Die größte Zapfenlänge (Geinitzia formosa) beträgt fast 9 cm.
Geinitzia formosa HEER, Zapfenspitze (Apex) mit Samen und Samenkammern ( 3 x 4 cm ).
Geinitzia sp., verkieselte Zapfenschuppen. Durchmesser 0,3 cm bis 0,5 cm.
Pinus - Zapfen verkieselt auf Sandstein
In der Publikation " Pflanzen aus der Aachener Oberkreide - Teil 1 (GOTTWALD 2000), sind mehrere Hölzer bestimmt und beschrieben worden, darunter auch ein Gymnospermenholz aus der Familie Pinaceae. Die neue Art Pinuxylon simonsii wurde aufgestellt. Dies ist ein weiterer Beweis, dass die Familie Pinaceae auch in der Aachener Oberkreide vertreten war. Aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit mehreren Arten.
Der Zapfen ist 3,5 cm im Durchmesser, er ist völlig verkieselt, fast ganz geöffnet und ohne Samen, ca. 38 Zapfenschuppen sind deutlich zu erkennen. Er ist eiförmig (ovat), fast kugelig. Die Spitze (Apex) ist rund, die Basis ist kurz und symmetrisch. Das stark emporgewölbte Schuppenschild (Apophyse) ist breit rhombisch und vierseitig. Die Breite der abgebildeten Apophyse ist im unteren Bereich 0,8 - 1 cm. Der kleine Dorn (Mucro) ist leider bei diesen Zapfen Pinus sp. nicht mehr erhalten.
Zapfen Pinus sp., 3,5 cm Durchmesser auf Sandstein. Bisher einziges Belegstück dieser Art.
Ein limonitisierter Zapfen Cunninghamites squamosus HEER 1871
Cunninghamia - Spiesstanne - Taxodiaceae
Geradstämmige, immergrüne Bäume bis 30 m hoch. Die Äste meist unregelmäßig in Quirlen stehend. Die Blätter sind schmal lanzettlich, lederartig steif, scharf zugespitzt, dicht spiralig angeordnet. Cunninghamia wird in China seit vielen Jahren angebaut und als Bauholz genutzt.
Ein rezenter Zapfen Cunninghamia lanceolata HOOK., Durchmesser 3 cm. Eine Art-Verwandschaft zu Cunninghamites squamosus (HEER 1871) aus der Oberkreide besteht.
Limonitisierter Zapfen cf. Cunninghamites squamosus HEER 1871, Durchmesser 3 cm. Rezente Zapfenschuppe zum Vergleich.
Vergrößerungen
Hier einige unbestimmte verkieselte oder limonitisierte Zapfenarten
Familie Cupressaceae - Zypressengewächse
Immergüne, aromatische Bäume mit 19 Gattungen und etwa 130 Arten. Samenzapfen holzig, lederig oder derb-fleischig.
Zypresse Cupressus funebris ENDL., Zapfen kugelig 8 - 12 mm dick (Foto-Nationalgarten Athen, Griechenland).
Zypresse Cupressus sempervirens LINNÉ., Zapfen kugelig 2 - 3 cm dick (Foto-Nationalgarten Athen, Griechenland).
Verkieselter Zapfen cf. Cupressaceae ?, 1,5 cm Durchmesser.
Limonitisierter Zapfen cf. Cupressaceae ?, 3 cm Durchmesser.
Aufgebrochener limonitisierter Zapfen cf. Cupressaceae ?, 4 cm Durchmesser.
Aufgebrochener limonitisierter Zapfen cf. Cupressaceae ?, 3 cm Durchmesser.
Limonitisierter Zapfen cf. Cupressaceae ?, 2 cm Durchmesser.
Verkieselte und limonitisierte Zapfen mit Samen
Blätter - Abdrücke in Sandstein und Limonitverkrustung
Abdrücke von Laubblättern werden in Publikationen zur Aachener Oberkreide häufiger nicht erwähnt oder nur randlich aufgeführt, obwohl sie mitunter sehr gut erhalten sind. In meiner Sammlung befinden sich nur wenige, dafür aber aussagekräftige Stücke. Einige interessante Funde möchte ich hier erwähnen.
Unbestimmtes Angiospermen-Blatt (Laubblatt), 8 cm hoch, Originalgröße.
Ein Angiospermen-Blatt (Laubblatt) in Limonitverkrustung, wahrscheinlich Credneria triacuminata, 6 cm Durchmesser. Mittelnerv und Sekundärnerven sind sehrgut erhalten.
Blattabdruck in Sandstein, Dewalquea aquisgranensis SAPORTA et MARION. Das gestielte, handförmige Blatt (Angiosperme) zeigt fünf lineal- lanzettliche Segmente. Die Spitzen sind nicht erhalten.
Eingerolltes großes Angiospermen-Blatt in Limonitverkrustung, wahrscheinlich Credneria triacuminata, 8 cm lang. Mittelnerv und Sekundärnerven sehrgut erhalten.
Drei Angiospermen Blattspitzen Dicotylophyllum sp., alle Spitzen 3,5 cm lang in Sandstein (Vergleiche STOCKMANS 1946, pl. IV, fig. 12.)
Fossile Früchte und Samen
Noch wenig bekannte Vielfalt
An dieser Stelle möchte ich die kleinsten Pflanzenfossilien aus der Aachener Oberkreide in meiner Sammlung vorstellen, die Früchte und Samen. Fossile Früchte aus der Kreide wurden schon früh erwähnt. Untersuchungen von SCHLOTHEIM (1820, 1822) und GÖPPERT (1842) erwähnten Früchte aus dem Eisensand von Aachen als sogenannte Carpolithen. Literatur über Früchte aus der Aachen Formation, kenne ich nur den Bericht WILLEMS (1963) und KNOLL (2007, 2010, 2012).
Im Bericht WILLEMS wird angenommen, dass die Früchte selten vorkommen. In den 60-er Jahren vielleicht ja, in den folgenden Jahren haben ein Sammlerkollege und ich viele hundert Früchte gesammelt. Meine Vermutung, dass es sich auch hier um mehrere Arten handele, hat sich bis heute noch nicht bestätigt. Mehrere verkieselte und limonitisierte Früchte hat Herr Dr. H. J. Gregor für eine wissenschaftliche Untersuchung erhalten.
Neues über eine Frucht aus der Aachener Oberkreide
GREGOR, H. J. (2010): Fruktifikationen aus den oberkretazischen "Aachener Sanden" von Kelmis und Hauset im Grenzgebiet Belgien zu Deutschland.
Aus den kreidezeitlichen Sanden von Aachen (Santon) wird eine neue fossile Frucht beschrieben und interpretiert: Humiriopsis gaiplii nov. gen. et spec. - ein Vertreter der Humiriaceen, einer Gruppe mit heutiger südamerikanisch-westafrikanischen Verbreitung. Ein seit Jahren laufender Versuch, die fossilen Reste systematisch einzuengen, scheiterte an der nicht klaren morphologisch-anatomischen Art der Erhaltung, konnte jetzt aber nach vielen Irrungen zum Abschluss gebracht werden.
Die neue Art:
Humiriopsis gaiplii nov. spec.
Holotypus, Humiriopsis gaiplii nov. gen. et spec.
Documenta naturae no. 182, Seite 18, Nr. K 45.
Sammlung Knoll Nr. 1599
Vergrößerung Holotypus
Diagnose: Harter oviformer Steinkern (Drupa) mit basaler Funikulusgrube und apikalem Grübchen, etwa 15 mm lang und 12 mm im Durchmesser, mit 12 striemenartigen Leitbündeln längslaufend. Exokarp mit feinen, dichtem, hartem Palisadengewebe, Endokarp porös-fibriös, Schwammig striemig-vernetzt, mit Harzkügelchen, z.T. mit blasiger, glänzender Struktur. Inneres mit mittig laufender, konkav-konvexer Scheidewand und zwei Samenflächen, Schwammgwebe des Endokarps umgibt Samen; Größe der Samen etwa 10 x 8 mm; Samen antrop; flach-tropfenförmig, mit ventraler Raphe und antikaler Mikropyle (GREGOR 2010).
Aufbewahrung:
Das gesamte Beschriebene Material wurde von R. Gaipl und H. Knoll gefunden und liegt bei den genannten Herren unter den angegebenen Inventar-Nummern K - 1 bis K - 48.
Seltene winzige Pflanzenfossilien die meistens übersehen werden.
Ein Frucht- oder Blütenkelch limonitisiert, 5 mm groß auf Sandstein.